Wehrmacht verlässt das Elbe/Mulde-Gebiet



Der Oberkommandierende der westalliierten Streitkräfte in Europa, Dwight D. Eisenhower (geb. 14.10.1890) und 4-Sterne General Omar N. Bradley (geb. 12.2.1893), Kommandeur der 4. Armeegruppe der US-Armee, ließen um den 20. April 1945 ihre 1. Armee (General Hodges) an der Mulde stoppen.

Die Rote Armee verharrte nach vorausgegangenen Kämpfen zwischen dem 22. und 25. April 1945 an der Elbe, Ostseite, Abschnitt Riesa-Torgau-Wittenberg. Die sowjetischen Fronttruppen nahmen an, dass die US-Armee die Elbe (Westseite) forcieren würde. Der Kontakt für das Treffen der Generäle beider Armeekörper war herzustellen. Über einige Voraussetzungen für die Begegnung beider Armeen soll folgend ausgeführt werden.

Folgend eine Übersicht der Struktur der Einheiten der Roten Armee und der US-Armee, welche sich beim Begegnen in und bei Torgau/Elbe, 25. April 1945, gegenüber standen.


Einheiten / Units

Rote Armee (Red Army)

1. Ukrainische Front
Marschall Iwan S. Konjew
CP (Befehlsstand): Dahme

5. Gardearmee
Generaloberst Alexej S. Shadow


34. Gardeschützenkorps
Generalmajor Gleb W. Baklanow
CP: Lausitz bei Bad Liebenwerda


58. Gardeschützendivision
Generalmajor Wladimir W. Rusakow
CP: Lausitz bei Bad Liebenwerda

173. Gardeschützenregiment
Major Jefim W. Rogow
CP: Nichtewitz; Werdau bei Torgau, Elbostseite

2. Bataillon
Hauptmann Wassilij P. Neda
CP: Zwethau bei Torgau, Elbostseite

US-Armee

12. Armeegruppe
Armeegeneral (4-Sterne General) Omar N. Bradley
CP: Kassel

1. Armee
Generaloberst Courtney H. Hodges
CP: Leipzig

V. Korps
Generalleutnant Clarence R. Huebner
(bis 27.4.1945; danach Kommandeur Generalleutnant Collins)
CP: Leipzig

69. Infanteriedivision
Generalleutnant Emil F. Reinhardt
CP: Naunhof

273. Infanterieregiment
Oberst Charles M. Adams
CP: Trebsen


1. Bataillon
Major Victor G. Conley
CP: Wurzen



Das Gebiet zwischen Mulde und Elbe hatte das XXXXVIII. Panzerkorps der 12. Armee der Wehrmacht (auch „Armee Wenck“ genannt) nach Osten und Westen zu verteidigen. Kommandeur des Korps war General der Panzertruppe Maximilian Reichsfreiherr von Edelsheim, geb. am 6.6.1897 in Berlin. Panzer gab es im Korps keine mehr, nur der Name war geblieben.
Am 20. April 1945 erhielt Edelsheim von dem General der Panzertruppe Walther Wenck, geb. am 18.9.1900 in Wittenberg, Oberbefehlshaber der 12. Armee, die Order, das gesamte Korps abzuziehen. Tausende Soldaten aus dem genannten Gebiet waren bei Coswig, Ostseite der Elbe, neu zu versammeln.

Edelsheim hatte daraufhin sein Korps in zwei Marschsäulen durch die Dübener Heide Richtung Wörlitz-Dessau über die Elbe bis nach Coswig in den Aufstellungsraum gebracht; abgeschlossen am 26.4.45. Sein Auftrag war, die Südflanke der Armee Wenck zu decken. Wenck hatte sich gegen den Befehl Hitlers gestellt, der unbedingt Berlin frei gekämpft haben wollte. Hitler ließ funken: „Wo Spitze Wenck? Wann tritt er an?“ Das war aussichtslos, die Übermacht der Roten Armee an Soldaten und Waffen betrug mitunter 10:1. Wenck konzentrierte sich darauf, deutsche Soldaten und Zivilisten weg von den Sowjets, auf die Westseite der Elbe, zu den Amerikanern zu bringen.

Durch das Abdecken der Südflanke der Armee Wenck hatte das XXXXVIII. Panzerkorps unter Edelsheim günstige Voraussetzungen geschaffen, dass Wenck den Kessel von Halbe (9. Armee; General Busse) und das eingeschlossene Potsdam (General Reymann) mit öffnen konnte. Hunderttausende Soldaten der Wehrmacht sowie viele deutsche Flüchtlinge aus dem Osten erreichten tatsächlich die Elbe.


Die legendäre Robertson - Patrouille



Torgau, die tausendjährige Stadt an der Elbe, in deren Stadtmauern sich schon Martin Luther; Zar Peter I.; Friedrich der Große; Napoleon I. aufgehalten haben, rückte in das Zentrum der Begegnungszeremonien. Die Stadt sah im April 1945 „Iwan und Joe“, Soldaten Rußlands und Amerikas. Das Luftbild wurde am 26. April 1945, einen Tag nach dem Kontakt von Amerikanern und Russen in Torgau durch den amerikanischen Militär-Fotografen Braun aufgenommen. Stadtkirche St. Marien, Alte Sächsische Kanzlei, weiter das bedeutende Renaissance-Schloß aus den Zeiten der Sächsischen Kurfürsten; von dessen runden Turm aus Leutnant William Robertson, geb. am 7.1.1924 in Los Angeles, Kalifornien, und seine Patrouille mit einer handgefertigten US-Flagge am 25.4.1945, gegen 15.00 Uhr, den Russen auf der Ostseite des Flusses signalisierten: Hier sind Amerikaner!

Robertson, Huff sowie Titow und Peck, letztere waren zwei ehemalige Insassen des Militärgefängnisses Fort Zinna in Torgau, kletterten über die verbogenen Stahlbögen. Sie trafen auf der Brücke einen Sergeanten, der den Namen Nikolai Andrejew trug und der sich gleich weiter zur Westseite bewegte. Dort standen am Jeep Staub, McDonnell und Berruti; letzterer auch aus dem Fort Zinna. Auf der Ostseite trafen Robertson und die anderen auf Hauptmann Neda, Leutnant Silwaschko, Leutnant Babitschew, Leutnant Kuzminskij. Auf der Elbwiese, in Höhe des vierten 50m-Brückenbogens reichten sich die genannten Soldaten beider Armeen auf der Elbwiese die Hand. Gegen 17.00 Uhr brach die Robertson-Patrouille wieder auf, um zu den eigenen Linien an die Mulde zurückzukehren. Mit ihr fuhren vier Sowjets, um die Amerikaner zum Kommandeurstreffen am nächsten Tag nach Torgau einzuladen.
Während der Begegnung am 25.4., nachmittags, traten, nach einem Anruf durch Neda herbei geholt, der Kommandeur des 173. Gardeschützenregimentes, Major Jefim W. Rogow und sein Stellvertreter, Major Anfim P. Larionow, hinzu. Man hatte möglicherweise nach Rücksprache mit dem Stab der 58. Gardeschützendivision entschieden, die Einladung der Roten Armee an die Vertreter der US-Armee durch Larionow, Neda, Silwaschko, Andrejew direkt überbringen zu lassen. Robertson hatte gesagt, sein CP sei nur 15 km entfernt, doch meinte er wohl Meilen.
Bataillonskommandeur Major Victor G. Conley, der einige Tage zuvor in Leipzig gekämpft hatte, erlebte, wie Robertson vier Sowjets aus Torgau mit in den CP des Bataillons nach Wurzen brachte. Er dachte, es seien betrunkene “Ost-Arbeiter“. Sofort informierte er Oberst Charles M. Adams, geboren 1889 in Pittsburgh, Pennsylvania, im CP des 273. Infanterie Regiments in Trebsen. Man fuhr zusammen nach Trebsen. Adams, sichtlich stolz über das Zusammensein mit „richtigen Russen“ präsentierte die russischen Emissäre der wartenden Reporterschar.
Nachzutragen wäre, dass auf der Fahrt zu Robertsons CP die vier Russen nach 15 km stoppen ließen. Kein CP der Amerikaner war zu sehen; vielmehr Wehrmachtsgruppen, die an den Robertson Leuten und den Russen gar keinen Anstoß nahmen und westwärts marschierten. Als die Russen von Robertson vernahmen, dass der CP 40 km entfernt wäre, fühlten sie sich überrumpelt. Larionow beriet sich sofort separat mit den anderen drei Rotarmisten. Einig waren sie sich darin, wenn es denn sein müsse, wollten sie kämpfend fallen. Sie hatten nur die Pistolen mitgenommen und zufällig noch eine einzige Handgranate dabei. Die mangelhafte Bewaffnung wurde ihnen später von den eigenen Leuten ernsthaft vorgeworfen.

Adams jedenfalls lud zu einem kleinen Imbiss ein. Larionow sprach leider kein Wort Englisch, obgleich der russische Korpschef, General Gleb Baklanow, in den Tagen vor der Begegnung forderte, nur auf solche Kämpfer zurückzugreifen, die auch Englisch beherrschen würden. Die gab es wohl nicht.

Vom CP des Regiments wurden die vier Russen zum CP der 69. Infanteriedivision nach Naunhof weiter gereicht, Kommandeur war dort Generalmajor Emil F. Reinhardt, geboren am 27.10.1888 in Bay City, Michigan. Robertson ist dort nicht mehr zu sehen. Er war von Reinhardt schon in Arrest gesteckt worden, weil er seinen Patrouillengang unerlaubt bis zur Elbe nach Torgau ausgedehnt hatte.

Da aber alle „großen“ Generäle über Reinhardt, vor allem aber Generalleutnant Hodges und 4-Sterne General Bradley „entzückt“ über den physischen Kontakt mit den Sowjets waren, wurde Robertson gleich wieder „begnadigt“. Kotzebue, der das gleiche Problem bekam, sollte es ähnlich ergehen. Maraist, Reinhardts Stellvertreter meinte jedoch, es würde ziemlich dämlich aussehen, wenn der Mann der ersten Begegnung mit den Russen vor ein Kriegsgericht gestellt werden würde.

Die Einladung der Sowjets, zu deren Linien zu kommen, wurde natürlich angenommen. Reinhardt entschied: Adams solle sich am 26.4., 10.00 Uhr mit dem sowjetischen Regimentskommandeur, Major Rogow in Torgau, Ostseite der Elbe, in den russischen Linien treffen. Später wolle er sich selbst, um 16.00 Uhr mit dem Divisionskommandeur, Generalmajor Rusakow zum Generalstreffen am gleichen Ort einfinden.
Im CP in Trebsen hatte Neda seinen Alexander-Newski-Orden, das Abzeichen auf seiner Bluse, übrigens eine sehr seltene Auszeichnung, Robertson geschenkt. Sein Politkommissar hatte ihn dafür gescholten. Der Orden gehöre nicht ihm selbst, sondern dem ganzen sowjetischen Volk. Die Auszeichnung musste zurück. Robertson wurde aber dann von den Russen in Leipzig (nach dem 9.5.1945) offiziell mit dem Alexander-Newski-Orden ausgezeichnet. Neda am Kriegsende nach Hause zurückgekehrt, kam wegen einer Nichtigkeit ins Gefängnis nach Odessa. Er war in jenen Jahren für die Bewachung von Zügen verantwortlich; dabei transportierte er in jener Zeit der Hungersnot in der Ukraine einmal einen Sack Kartoffeln für seine Familie, ein Geschenk seiner Verwandtschaft. Eineinhalb Jahre bekam er dafür. Er wurde später rehabilitiert und noch zum Major der Reserve befördert. Teilnahmen an Veteranentreffen mit den Amerikanern wurden ihm allerdings nie gestattet. Er starb 1992.

Larionow, geb. 13.9.1906 in Podsosenki, Jaroslawsker Gebiet war kein Frontkämpfer. Aufgrund der unübersichtlichen Verhältnisse während der Oktoberrevolution ging er bis zur 5. Klasse zur Schule; viel später, 1937, erfolgte der Besuch der Hochschule des NKWD in Moskau. Larionow war für „Personalfragen“ im Regiment zuständig.

Es seien hier folgende Tatsachen mitgeteilt: Nach dem Überbringen der Einladung zu den sowjetischen Linien zurückgekehrt, wurden Larionow und Neda durch eine sowjetische Partei- und Militär-Kommission Gutgläubigkeit den Amerikanern gegenüber vorgeworfen. Sie wären über die 15 km hinaus gefahren; hätten nur Pistolen dabei gehabt; trafen sich mit höherrangigen US-Militärs. Als „kleine“ Offiziere toasteten sie mit denen sogar. Das war anderen, den russischen Generälen vorbehalten.

Larionow und auch Neda blieben zwar gemäß des Urteils der Kommission Mitglied der Kommunistischen Partei, doch wurden sie in die „Offiziersreserve“ versetzt. Larionow wurde dann allerdings nach der Torgau-Begegnung wegen alkoholischer Exzesse und begangener Vergewaltigung aus der Partei ausgeschlossen, aus der Offiziersliste seines Regiments gestrichen und einer anderen Einheit zugeteilt.

Nun aber weiter zum Ablauf der Begegnung:
Ein Konvoi von 14 Jeeps von Naunhof, Trebsen, Wurzen, mit Oberst Adams und viel Begleitung u.a. mit den vier sowjetischen Emissären und Robertson, der den Weg kannte und an der Spitze fuhr, traf gegen 5.30 Uhr in Torgau ein.

Die Elbe wurde überquert. Adams, Larionow und Verbindungsoffizier Leutnant Dwight M. Brooks, geboren am 29.9.1922 in Boulder, Colorado, gelangen auf die Ostseite der Elbe.
In einer Baracke wurde das Frühstück eingenommen.

Ab 10.00 Uhr fand zwischen Rogow, geb. 15.2.1907 in Alexandrowka, Saratower Gebiet, dem Oberstleutnant Moizejew vom Divisionsstab einerseits und Adams, Hauptmann Philipps, Brooks andererseits eine Zusammenkunft statt. Adams fuhr Mittag zurück zu Reinhardt, um zu berichten. Brooks blieb bei den Sowjets, um weitere Vorkehrungen zu treffen. Vorzubereiten hatten sie das Generalstreffen mit Reinhardt und Rusakow, für 16.00 Uhr am gleichen Ort.


Das weltweit bekannte Foto der Torgau-Begegnung



Am 26.4.45, gegen 12.00 Uhr trafen die amerikanischen Frontreporter Ann Stringer und Allan Jackson per Flugzeug in Torgau ein und gelangten auf die Ostseite der Elbe. Adams war schon weg, um Reinhardt zu berichten.

Jackson suchte sich drei amerikanische und sowjetische Soldaten für ein besonderes Foto aus, ging mit ihnen dafür auf die zerborstene Brücke und machte mit seiner Super-Ikonta B genau das Begegnungsfoto, das dann weltberühmt wurde.

Der einst von der Dortmunder Brückenbau Union errichtete 100 m Stahlbogen, welcher als Teil der Elbbrücke direkt das Flussbett überspannte, war am 4.9.1933 dem Verkehr übergeben worden. Seine Lebenszeit währte nicht lange. Nach der Sprengung, nachts, am 24./25.4.1945 lag ein deformiertes Skelett im Flusswasser.

Der Brückenpfeiler wird für Jacksons Foto wichtig. Auf dieser Pfeilerfläche standen die Sowjets bei der Aufnahme von Jackson. Sie kamen vom Osten. Auf der Schräge, vom Westen her, streckten die Amerikaner die Hände aus. Diese nur ausstrecken, nicht berühren, sagte Jackson, der beim Fotografieren flussabwärts schaute, Richtung Eisenbahnbrücke. Jackson wollte gesucht das Foto mit den einfachen Soldaten, nicht den Handschlag der Generäle beider Armeen.
Stringer schrieb gleich die Begegnungsstory, hinzu nahm sie das Foto von Jackson und flog noch am 26.4.1945 nach Paris zum Zensor; auch der Hauptzensor in London genehmigte das Foto. Die Nachricht der Begegnung von Torgau mit Foto und Text ging nunmehr um die Welt. Torgau wurde weltweit als Begegnungsstadt bekannt.


Das erste Generalstreffen in Torgau



Generalmajor Emil F. Reinhardt, Kommandeur der 69. Infanteriedivision war der erste amerikanische General, der mit einem sowjetischen General den Kontakt herstellte. Der wurde in Torgau, Ostseite, am 26.4.1945, 17.00 Uhr vollzogen. Reinhardt war über Eilenburg nach Torgau gebracht worden. Bei guter Laune benutzte er eines der „befreiten“ Boote des Torgauer Rudervereins. Er hatte gerade den Vierer erwischt, den die Torgauer Papierverarbeitungsfirma F.H. Schmidt einst dem Ruderverein gesponsert hatte. Alle Sportruderboote des Vereins waren nach den Tagen der Begegnung demoliert oder gar nicht mehr vorhanden.

Auf der Ostseite der Elbe angelangt, musste er ziemlich lange, etwa eine Stunde, warten: Brigadegeneral Maraist, Reinhardt, Oberst Williams, alle zeigten einen deutlich kritischen Blick. Wo bleiben nur die Russen?

Doch dann kamen sie endlich in großer Abordnung. In der Mitte des Fotos, der mit der dunklen Uniform, mit den vielen Orden, man hat dreizehn gezählt, Generalmajor Wladimir Rusakow, Kommandeur der 58. Gardeschützendivision, geb. am 30.12.1909 in Tschepljas, Smolensker Gebiet. Bei ihm waren (u.a.) der Stellvertretende Politchef der Division, Mouratow; Stabschef, Oberstleutnant Rudnik; Chef der Abwehr „Smersch“ des 34. Korps, Oberstleutnant Werba; Befehlshaber der Artillerie der Division, Oberst Grebennikow und Major Rogow.
Die Begegnungen waren von der sowjetischen Seite genauestens vorbereitet.

Auf der Kriegsratssitzung am 24.4.45 bei Marschall Konjew (geb. 1897), war beschlossen worden (u.a.):

1. Die Amerikaner werden zuerst zu den eigenen (den sowjetischen) Generälen (Kommandeuren) eingeladen.

2. Die Begegnungszeremonie ist nur zwischen Ranggleichen vorzunehmen. In die Identifikationsdokumente ist Einsicht zu nehmen.

3. Kommissare erklären der Truppe die politische Bedeutung der Treffen; Smersch-Leute (Abwehr) haben während der Begegnungen höchste Aufmerksamkeit walten zu lassen.
4. Keinem Westalliierten, auch keinem Reporter, wird es gestattet, sich unkontrolliert in sowjetisch besetztem Gebiet frei zu bewegen.

Gegen 18.30 Uhr verabschieden sich die Generäle Reinhardt und Rusakow.


Treffen der Kommandeure: Korps, Armee, Armeegruppe



Generalmajor Clarence Ralph Huebner, geboren in Boston, Kansas, am 4.11.1888, Kommandeur des V. Korps, CP in Leipzig, wurde am 27.4.1945, 13.30 Uhr von den Russen per Handfähre von der Elbwestseite, Torgau, abgeholt. Man ging zur Straße nach oben und stellte sich den Reportern: Reinhardt, Huebner, Rusakow, Generalmajor Gleb Baklanow, Kommandeur des 34. Gardekorps, geb. 1910; drei sowjetische Offiziere traten hinzu, einer von ihnen war der Schriftsteller und Frontjournalist Konstantin Simonow.
Huebner war beim Beschreiten der Straße vor dem Brückenkopf auf der Ostseite entsetzt: Die Rote Armee war als Kampfformation mit allen Rohren in Richtung US-Armee aufgestellt. Wehrmacht dazwischen gab es ja nicht mehr |15|.

Für den 30. April hatte Generaloberst Shadow, geb. 1901, Kommandeur der 5. Gardearmee in Graditz, 5 km von Torgau, Elb-Ostseite, den bedeutenden Generalleutnant Courtney H. Hodges, Kommandeur der 1. US-Armee eingeladen. An dem besagten Tag war eine große Zahl amerikanischer Kampfwagen zur Sicherheit von Leipzig über Eilenburg kommend auf der Westseite der Elbe aufgefahren. Unterdessen war auch, wahrscheinlich am 28. April, durch die Sowjets, Pioniere unter Leutnant Grigori Prokopjew, geb. 1923 in Archangelsk, eine Pontonbrücke über die Elbe errichtet worden.

Generalmajor Baklanow begrüßte im Auftrag von Shadow den Generaleutnant Hodges auf der Westseite der Elbe.
In Graditz, im barocken Festsaal des dortigen Gestüts, im 18. Jahrhundert durch Pöppelmann erbaut, wurde dann getafelt. Porträts von Stalin, Roosevelt (mit Trauerrand), Churchill und viele Transparente, u.a. „Erschlagt das faschistische Tier in seiner eigenen Höhle und hisst über Berlin die Siegesfahne“. Direkt unterhalb des Spiegels saß Shadow, daneben Hodges. Hodges und Shadow toasteten sich zu. Es kam zu längeren Begrüßungsreden.

Am 5. Mai weilte General (4-Sterne) Omar N. Bradley, Befehlshaber der 12. Armeegruppe, Hodges direkter Vorgesetzter, auf Einladung von Marschall Iwan Konjew, Kommandeur der 1. Ukrainischen Front in dessen CP, 40 km nordöstlich von Torgau.

Marschall Konjew hatte zu seinem CP das Schloss Lebusa bestimmt.

Konjew hatte Bradley sein Reitpferd überlassen und Bradley schenkte Konjew einen Jeep. Am 17. Mai, deutlich nach Beendigung der Prager Operation gegen die Heeresgruppe Mitte (GFM Schörner), war Konjew Gast bei Bradley in Kassel. Im Festsaal saßen Konjew etwa in der Mitte der Tafel rechts daneben Bradley und links Generalleutnant William Simpson, Kommandeur der 9. Armee, welche einst als Erste, am 12./13.4.45 die Elbe erreicht hatte. Porträts und Fahnen schmückten den Saal, diesmal keine Transparente. Beide Generäle sprachen sich in Kassel, so gar nicht zu vermuten, über den hohen Kampfesmut der Wehrmacht aus.

General der Panzertruppe und Kommandierender General des XXXXVIII. Panzerkorps Maximilian Reichsfreiherr von Edelsheim, hinter ihm Oberstleutnant i. G. Seidel. General von Edelsheim führte am 4. Mai 1945 im Rathaus in Stendal mit Generalmajor James E. Moore von der 9. US-Armee Verhandlungen, um Teile der Wehrmacht und Flüchtlinge in die Obhut der Amerikaner auf die Westseite der Elbe zu geleiten.



Torgau am 26.4.45: Elbe mit gesprengter Brücke, daneben Schloss Hartenfels; im Hintergrund der Elbe-Hafenarm mit Lastkähnen; die Rauchwolke stammt von dem brennenden „Preußischen Hof“



Imbiss im CP des 273. Infanterieregiments, in der Villa Wieden; sitzend von links: Oberst Adams, Major Larionow, Leutnant Robertson



Major Larionow reichte Robertson die Hand und sagte: „Hier steht die Rote Armee“; Hauptmann Neda rechts; Bild in CP Trebsen aufgenommen.


Von der Elbbrücke in Torgau blieb vom ersten Bogen ein Stahlskelett übrig, das Robertson und Andrejew am 25.4.45, gegen 16.30 Uhr jeweils überkletterten.



Jacksons Foto der Begegnung in Torgau/Elbe wurde weltweit bekannt.


Das Generalstreffen, Torgau, 26.5.45, 17.00 Uhr.



Die russische Pontonbrücke verband die beiden Elbufer.



Bradley und Konjew überreichen einander im Park des Schlosses Lebusa Geschenke.



Die Fotos zeigen das heute deutlich gealterte Schloss Lebusa, mitten im gleichnamigen Gutsdorf südlich der Dame. Dennoch sind Übereinstimmungen mit dem historischen Foto (oben) unübersehbar. Den Verweis auf Lebusa und die aktuellen Fotos verdanken wir Herrn Hubert Türk.



Die hier veröffentlichten Texte sind den folgenden Büchern
des Förderverein Europa Begegnungen entnommen:

Soldaten an der Elbe (2008, 360 S.)

Elbe Begegnung, LINK-UP, Photo Report (2007, 194 S.)

Die Bücher können beim Verein bezogen werden.



03421 715647




Sie können uns auch direkt im Vereinsbüro besuchen.

Förderverein Europa Begegnungen e.V.
Schlossstraße 19 | 04860 Torgau



Die angegebene Preise enthalten die gesetzliche Umsatzsteuer.
Bitte beachten Sie, dass Ihnen bei Versand ggf. Liefer- und Versandkosten berechnet werden.